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Wurzeln des ersten Bürgermeisters der brasilianischen Stadt Passo Fundo liegen in RheinböllenVon Bürgermeister Franz-Josef Lauer, Rheinböllen José Conrado de Souza jr. aus Porto Alegre/Brasilien, ein Nachfahre in der 5. Generation des im Jahre 1865 nach Brasilien ausgewanderten Rheinböllers Friedrich Wilhelm Kurz war Anfang Mai 2006 auf den Spuren seiner Vorfahren nach Rheinböllen gekommen. Er hatte aufgrund intensiver Nachforschungen seine heute noch lebenden Verwandten ausgemacht. Er war Gast bei seinen Rheinböller Verwandten, der Familie Rainer Kurz, Metzgermeister, mit denen er seit einiger Zeit regen E-Mail und Telefonkontakt hat.
Im Rahmen eines deutsch-brasilianischen Abends am 3. Mai 2006 im Kulturhaus in Rheinböllen überreichte Bürgermeister Franz-Josef Lauer Herrn de Souza jr. eine Ablichtung der Original-Geburtsurkunde des Friedrich Wilhelm Kurz sowie Bücher und Informationsmaterial von Rheinböllen. Von der Ortsgemeinde wurde Herr de Souza mit dem Rheinböller Wappenteller ausgezeichnet. Herr de Souza spricht mittlerweile sehr gut deutsch. Er ist zum ersten mal in Deutschland und war überrascht und sehr gerührt von der Ehrung, die ihm an diesem Abend zu teil wurde. Friedrich Wilhelm Kurz ist am 4. April 1840 in Rheinböllen geboren. Mit 25 Jahren wanderte er, wie viele andere aus dem Hunsrück nach Brasilien aus. Aus einem Bericht von Eduard Junges im Hunsrück-Kalender 1928 wissen wir, dass allein aus der Bürgermeisterei Rheinböllen 103 Seelen im Jahre 1845 nach Brasilien ausgewandert sind. In einem in Brasilien erschienen Buch über die deutschen Einwanderer finden wir zu dem aus Rheinböllen stammenden Friedrich Wilhelm Kurz folgenden Eintrag: „Im Jahre 1865 bei der Paraguaischen Kriegszeit, kamen nochmals Einwanderer aus Deutschland nach Passo Fundo. Unter ihnen Herr Friedrich Wilhelm Kurz (in Brasilien Frederico Guilherme Kurtz geschrieben). Er wurde 1840 in Rheinböllen bei Koblenz, als Kind von Jakob Kurz und Maria Eva Capallo, geboren. Er war Fachmann, Schuster, Sattler. Eine sehr tüchtige und ehrenwerte Person, gut geachtet in der Gemeinschaft. Nach einem Jahr hat er seine Ehe mit Fräulein Ana geschlossen. Fräulein Ana war die Tochter des Johann und Ana Barba Neckel. Durch sein aktives Gemeinschaftsleben half er bei dem Aufbau des neuen Municips (Stadt) Passo Fundo, das sich soeben von Cruz Alta löste. Friedrich Wilhelm Kurz hat die Gerberei in der „Vila Luiza“ gegründet und dabei die Stadt mit gutem Leder versorgt. Zusammen mit Adam Schell hat er auch die Freimaurergesellschaft (Loja Maconica Concordia III) gegründet. Beim Bau der Kirche „Nossa Senhora da Conceicao) war er der Finanzleiter. Man spricht ihm nach, er sei der Anfänger der Idee dieses Kirchenbaues gewesen. Bei der Erklärung unserer Republik (Brasilien, 1903), wurde er als ersten „Intendent“ Bürgermeister) Passo Fundos ernannt. Hat die erste „Guarda Minicipal (Polizei) gegründet. Dadurch konnte er das Volk vor den Räubereien der unmenschlischen Revolution „Federalista“ schonen. Friedrich Wilhem Kurz und seine Frau Ana hatten 13 Kinder.“
Die Stadt Passo Fundo ist heute eine bedeutende Stadt mit Universität. Sie ist die zwölftgrößte Stadt in Bundesstaat Rio Grande do Sul und hatte im Juli 2004 insgesamt 182.233 Einwohner. Sie verfügt über einen Flughafen und einige Hochhäuser sind im Stadtbild zu sehen. Die Stadtfläche beträgt 759,4 km². Zur Hauptstadt Porto Alegre sind es 287 km. Bei der Suche nach seinen Vorfahren stellte José Conrado de Souza fest, dass er Nachfahre in der 5. Generation des Friedrich Wilhelm Kurz ist. Seine Mutter ist eine geborene Kurtz und wurde am 4. Mai dieses Jahres 84 Jahre alt. Im Jahre 2000 startete er per E-Mail eine Anfrage an die Gemeinde Rheinböllen. Die Recherchen ergaben, das Friedrich Wilhelm Kurz noch Geschwister hatte, die in Deutschland geblieben sind. Sein Bruder war Hermann Peter Kurz, der am 18.1.1938 in Rheinböllen geboren wurde. Dessen Nachfahren leben noch in Rheinböllen und führten zur Metzgerei Kurz. Rainer Kurz, der heute die Metzgerei Kurz führt und ebenfalls in der 5. Generation Nachfahre des Bruders von Friedrich Wilhelm Kurz ist nahm Kontakt zu seinem so gefundenen Verwandten auf. Auf einer kommunalpolitischen Studienreise im Oktober 2003 nach Brasilien unter Leitung von Inge Hofmann und Bürgermeister Franz-Josef Lauer aus Rheinböllen nahm die Gruppe Kontakt zu Herrn de Souza auf und besuchte die Stadt Passo Fundo. Dort überreichten Sie eine Rheinböller Fahne als Gastgeschenk zur Erinnerung an den ersten Bürgermeister der Stadt, Friedrich Wilhelm Kurz. Eine dort geplante Errichtung eines Denkmal zur Erinnerung an die deutschen Einwanderer wurde, als man vom Besuch der deutschen Gruppe erfuhr, kurzerhand vorzeitig errichtet. Im Beisein von Bürgermeister Franz-Josef Lauer und der Beigeordneten Inge Hofmann aus Rheinböllen wurde dann das Denkmal am 25. Oktober 2003 eingeweiht .
Veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2007 |